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Учебное пособие 700247.doc
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Die Bestandteile der emotiv-politischen Lexik

Die emotiv-politische Lexik wird in z.B. von folgenden Lexemen repräsentiert103:

  • emotiv-politische Lexeme (Flüchtlingsdrama, Machtmissbrauch Narkodemokratie);

  • emotiv-wirtschaftliche Lexeme ( Preissturz, Preisschock, Konsumexplosion);

  • emotiv-ideologische Lexeme (Entstalinisierung, Stasi);

  • emotiv-soziale Lexeme (sozial Schwachen, Bettler, Obdachlose);

  • emotiv-kriminelle Lexeme (Korruptionsskandal, Staatsterrorismus, Atommafia, Bandenkrieg, Waffenhandel, Drogenhandel, Autodiebstahl);

  • emotiv-ökologische Lexeme (Ökokrieg, Müllplanet, Mülllavine, Artensterben);

  • emotive intellektuell-psychologische Lexeme (Infoschrott, Fernsehterror, Nervenkrieg) u.a.

Zur emotiven sozial-politischen Lexik gehören lexikalische Einheiten, die

  • verschiedene politische Richtungen,

  • gesellschaftliche Systeme,

  • Länder und

  • ideologische Konzeptionen emotional charakterisieren.

Im Rahmen der sozial-politischen Zeitungslexik kann man dieselben semantischen Typen der emotiv-wertenden Lexik hervorheben, die auch in literarischen Texten anzutreffen sind, obwohl ihre Priorität und Quantität in diesen Genres unterschiedlich sind. Außerdem möchte ich darauf hinweisen, daß im emotiven Zeitungsvokabular emotive Subjektlexeme und emotive Tätigkeitslexeme einen ganz besonderen Platz einnehmen.

Im Unterschied zur schöngeistigen Literatur sind dem emotiven Zeitungslexikon Schlagwörter eigen, deren Gebrauch für literarische Texte nicht typisch ist.

Schlagwörter

Als "politische Schlagwörter werden Wörter dann bezeichnet, wenn sie in öffentlichen Auseinandersetzungen häufig, oft inflatorisch, verwendet werden und wenn sie in komprimierter Form politische Einstellungen ausdrücken oder provozieren" (Klein 1989, S. 11).

Die Gebrauchssphäre dieser Schlagwörter ist sehr weit - von den Massenmedien (Presse, Radio, Fernsehen) bis zur Alltagsprache.

Als Schlagwörter können lexikalische Einheiten dienen, die z.B. die Wiedervereinigung Deutschlands kennzeichnen:

Sozialunion, Währungsunion, soziale Marktwirtschaft, soziale Sicherheit, Gewerbefreiheit, Umschulungsprogramm, reprivatisieren, erwirtschaften, Ruhe und Ordnung, wirtschaftlicher Aufschwung, Einheit mit Europa, Frieden, blühende Zukunft, Vernunft und Realismus, u.a.

In der gegenwärtigen Journalistik werden nicht nur einzelne Schlagwörter, sondern auch verschiedenartige Wortgruppen und Sätze gebraucht. In der Regel erfüllen diese die Funktion von Appellen, Aufrufen und dgl., zum Beispiel:

  • über das Verhältnis zum Sozialismus:

Nie wieder Sozialismus! Ja. Wohlstand und Freiheit! Kein neues Sozialismusexperiment!

  • über Demokratie:

Jetzt oder nie Demokratie!

  • über das Volk:

Wir sind das Volk! Wir sind ein Volk! Wir sind das Volk!

  • über das Verhältnis zu den Vertretern der Staatssicherheit (in der ehemaligen DDR):

Mit Stasi - Tschüß! Volksauge sei wachsam! Die Zeit verfliegt, die Akten mit! Stasis machen Witze, sie wollen wieder an die Spitze! Stasi in den Tagebau! u.a.

Die Untersuchung von Schlagwörtern hat ihre Wurzeln schon im alten Griechenland. In Deutschland führt man intensive Schlagwörteruntersuchungen unter verschiedenen Aspekten durch. Es wurden

  • spezielle historische Schlagwörterbücher herausgegeben und

  • zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten publiziert, die den Problemen der diachronischen und der synchronischen Ana­lyse solcher lexikalischen Einheiten gewidmet sind. (Strauß/Haß/Harras 1989; Burmester 1992 u.a.).

Die relevantesten Merkmale der Schlagwörter unter dem funktionalen Aspekt sind:

  • die Agitation,

  • propagandistische Gerichtetheit und

  • pragmatische Bedeutsamkeit.

Mittels dieser Merkmale unterscheiden sie sich von politischen Termini und Fachausdrücken (Freitag 1977). Auf den propagandistischen Charakter der einzelnen Wörter und Wortverbindungen dieser Art wies auch Nikolaj Berdjaew hin:

"Wörter haben eine große Macht über unser Leben, eine magische Macht über die Menschen. Wörter erheitern und töten... Den Wörtern folgen die Massen. Jede Agitation beruht hauptsächlich auf der Macht der Wörter, auf der Hypnose der Wörter" (Berdjaew 1918).

In der Sprache der Politiker ist der Kampf um Wörter ein geläufiges und häufig beschriebenes Phänomen. Dabei spielt das Schlagwort eine zentrale Rolle. Harald Burger betont, daß sich der Kampf um Wörter in der Politik in zwei Varianten abspielt: man nennt sie Bezeichnungskonkurrenz - und Bedeutungskonkurrenz (siehe darüber: Burger 1991, S. 144).

Das Hauptmerkmal der Schlagwörter ist ihre Emotionalität. Ein Schlagwort "muß das Emotionsbedürfnis ... befriedigen... Was nicht Emotionen auslöst, kann nicht massenwirksam sein... Mit der Empfindung des Wortinhalts ist allerdings auch... eine sittliche Wertung verbunden. Ein Wort, mit dem sich keine sittliche Wertung verbindet, kann kein Schlagwort sein, weil es des emotionalen Effekts entbehrt" (Wannenmacher 1968, S. 7-15).

W. Wannenmacher betont, daß "die Massen die Schlagwörter als wichtige Orientierungspunkte ihrer Sympathien und Antipathien brauchen" (ebenda).

Kennzeichen politischer Texte ist, meiner Meinung nach, auch eine besondere Klasse lexikalischer Einheiten, die ich "Wörter-Chronofakten" (vom griech. chronos - Zeit und lat. factum - Faktum) nenne.